Michael Erndt: Software-bezogene Nutzungs- und Geschäftsmodelle (In: Erfolgreiches Management von Bibliotheken und Informationseinrichtungen, hrsg. von Prof. Dr. Konrad Umlauf, • Prof. Cornelia Vonhof, Hamburg: Dashöfer 2015, Abschn. 9.3.1)
Software als Produkt
Michael Erndt: Software als Produkt (In: Erfolgreiches Management von Bibliotheken und Informationseinrichtungen, hrsg. von Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm • Prof. Dr. Konrad Umlauf, Hamburg: Dashöfer 2015, Abschn. 9.3.1.1)
In diesem Abschnitt wird die eigentliche Software bzw. die eigentliche IT-Anwendung (die u. U. aus mehreren, zusammenarbeitenden Software-Komponenten bestehen kann) als das zu erwerbende Produkt betrachtet. Mögliche Dienstleistungen im Zusammenhang mit dem Einsatz der Software / Anwendung werden im nachfolgenden Kapitel 9.3.2 behandelt.
Kommerzielle Software
Michael Erndt: Kommerzielle Software (In: Erfolgreiches Management von Bibliotheken und Informationseinrichtungen, hrsg. von Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm • Prof. Dr. Konrad Umlauf, Hamburg: Dashöfer 2015, Abschn. 9.3.1.1.1)
Lizenzgeschäft / Standardsoftware
Hierbei geht es um standardisierte Software für bestimmte Einsatzzwecke, die grundsätzlich erstmal für jede*n Käufer*in / Nutzer*in gleich ist. Eine individuelle Anpassung ist meistens in einem gewissen Umfang „nur“ durch Konfigurationsmöglichkeiten gegeben, die durch (eingearbeitete) Endnutzer*innen oder lokale Software-Administrator*innen genutzt werden können. Darüber hinausgehende, tiefergreifendere Anpassungen, die den Software-Code betreffen würden, können im Lizenzgeschäftsmodell – falls überhaupt – allenfalls als zusätzliche Dienstleistung eingekauft werden.
Typischerweise handelt es sich dabei um Software für den Massenmarkt bzw. für einen größeren Markt mit Kunden, die in der Hauptsache mehr oder weniger gleich ausgerichtete Anforderungen haben. Hierbei ist meistens nicht die bereits vorhandene / entwickelte Standardsoftware das eigentliche Produkt (und schon gar nicht das Urheberrecht am Programmcode), das erworben wird, sondern die Lizenz (das Nutzungsrecht), diese Software für eine bestimmte (oder unbegrenzte) Zeit nutzen zu können.
Hinsichtlich der Nutzungslizenzen gibt es wiederum verschiedene Varianten: Zeitlich begrenzt / unbegrenzt, (personalisierte) Einzellizenz, Arbeitsplatz-/Serverlizenz, Mehrfach-/Volumen-/Parallellizenzen, Concurrent-Use- und Current-Use-Lizenzen, Institutions-/Organisationslizenz, Standortlizenz, Abo-Lizenz.
Wichtige Fragen / Aspekte sind hierbei:
Was genau wird erworben? Wie ist der Umfang der übertragenen Nutzungsrechte?
Wie ist die Situation bzgl. Software-Updates und Support im Hinblick auf die Nutzung der Software?
Umfasst die Nutzungslizenz auch zukünftige neue / erweiterte Versionen der Software oder müssen hierfür neue Lizenz(en) gekauft werden?
Was ist – vor allem im Hinblick auf die beiden zuletzt erwähnten Fragen – eine sinnvolle Nutzungsdauer?
Projektgeschäft / Individualsoftware
Im Gegensatz zu Standardsoftware, bei der das eigentliche Produkt die Lizenz für die Nutzung der Software ist, geht es im Bereich Projektgeschäft um individuelle, neu zu entwickelnde Software, bei der die neu entstandene Software das Kernprodukt ist, das erworben wird. Die benötigte, spezielle Software entsteht dabei im Rahmen eines Software-Projekts zwischen Kund*in/Nutzer*in und Anbieter/Entwickler. Die Entwicklung benötigter Individualsoftware kann je nach Art, Größe und Tätigkeitsbereich der Organisation / Einrichtung u. U. auch inhouse durch eigene Mitarbeiter*innen mit entsprechenden Kompetenzen und Kapazitäten geschehen.
Gerade beim Projektgeschäft ist es wichtig, den weiteren Lebenszyklus der Software über die Erstentwicklung hinaus zu bedenken bzw. zu regeln. Im Hinblick auf eine langfristige Nutzung, zukünftige Erweiterungen / Anpassungen und insbesondere im Hinblick auf den Aspekt der IT-Sicherheit (Sicherheitsupdates) ist eine wohlüberlegte und gründliche Prüfung und Auswahl von Anbietern äußerst wichtig.
Auch Software unterliegt dem Urheberrecht, welches gemäß Urheberrechtsgesetz auch nicht übertragen werden kann. Es ist daher insbesondere bei Individualsoftware wichtig, sich im Vorfeld Gedanken über die Übertragung von Nutzungsrechten durch den Ersteller der Software an den Auftraggeber zu machen (nur Nutzung? Auch Änderung? Auch Weitergabe / Vermarktung? Usw.) und dies auch eindeutig vertraglich festzuhalten.
Hybride Übergangsformen
Die Unterscheidung zwischen Lizenzgeschäft / Erwerb von Standardsoftware und Projektgeschäft / Entwicklung von Individualsoftware kann fließend sein, je nachdem, wie hoch der Anpassungsgrad einer Standardsoftware an individuelle Begebenheiten / Anforderungen ist. Weicht eine angepasste Standardsoftware soweit von der ursprünglichen Standardversion ab, dass Updates für die Standardversion nicht mehr auf die angepasste Version angewendet werden können, handelt es sich faktisch um eine Individualsoftware, die auf einer Standardsoftware basiert.
Je mehr eine Software / Anwendung an lokale Begebenheiten angepasst bzw. individualisiert wurde, desto höher sind in der Regel die begleitenden Dienstleistungen bzw. der „Pflegeaufwand“ rund um den Betrieb der Software (Schulung, Support, (Sicherheits-)Updates, weitere Anpassungen, falls sich lokal Rahmenbedingungen ändern usw.).
„Erwerbungsarten“ kommerzieller Software
Hier werden bestimmte Grundformen von Software-„Erwerb“ aufgeführt. In der Praxis können unterschiedliche Ausprägungen und hybride Mischformen (z. B. Mietkauf) auftreten.
Kauf: Uneingeschränkte, unbegrenzte Nutzung (einer bestimmten Version) der Software. Support/Wartung, Updates/Upgrades meist gegen Zusatzgebühr.
Miete: Software-Nutzung ist nicht durch einmaligen Kauf dauerhaft gewährleistet, sondern Nutzung der Software ist in Form von „Software as a Service“ (SaaS; Siehe Abschnitt 9.3.1.2.3) bzw. durch eine bestimmte Lizenzlaufzeit eingeschränkt / begrenzt.
Leasing: Dient vorrangig dazu, die bei einem Kauf einmaligen und oft hohen Kosten über eine bestimmte Laufzeit zu verteilen. Meist ist die Nutzung der Software nach Ende der Leasingzeit weiter möglich. Ggf. sind auch steuerliche Vorteile möglich.
On-Demand / Pay-Per-Use: Hierbei wird die Nutzung von Dienstleistungen / IT-Ressourcen nicht anhand einer festgelegten Pauschale abgerechnet, sondern nach tatsächlicher Nutzung bzw. pro Zugriff. Meist, aber nicht immer, basierend auf Cloud-Computing / Software as a Service (SaaS).
Open-Source-Software
Michael Erndt: Open-Source-Software (In: Erfolgreiches Management von Bibliotheken und Informationseinrichtungen, hrsg. von Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm • Prof. Dr. Konrad Umlauf, Hamburg: Dashöfer 2015, Abschn. 9.3.1.1.2)
Begriffsklärung Open-Source-Software (OSS)
Open-Source-Software bedeutet in der Hauptsache, dass der Quellcode („Source Code“ – die Gesamtheit der Programmzeilen) frei zugänglich und einsehbar ist. Darüber hinaus definiert sich Open Source aber noch durch weitere, zusätzliche Merkmale. Hier die Liste der Kriterien:
Merkmale von Open-Source-Software
Freier Zugriff auf den (für Menschen lesbaren) Quellcode.
Nutzung der Software ist erlaubt.
Weitergabe des Quellcodes ist erlaubt.
Veränderung/Anpassung der Software ist erlaubt.
Weitergabe eigener Änderungen / Anpassungen ist erlaubt.
Nachnutzung von Programmteilen (Code-Schnipsel) zur Entwicklung neuer Software ist erlaubt.
Dies alles kann jedoch ggf. an die Einhaltung bestimmter Regeln / Vorgaben geknüpft sein, die meistens eine Fortführung des „Open“-Gedankens gewährleisten sollen.
Dieses Prinzip des freien Austauschs von Wissen und Ideen soll zu gemeinschaftlicher Software-Entwicklung durch viele zum Wohle von vielen führen (Community-Software bzw. Open-Source-Entwicklungsmodell).
Theoretisch kann auch Open-Source-Software in einem bestimmten Rahmen zum Kauf angeboten werden und trotzdem Open Source sein, solange die zuvor genannten Kriterien erfüllt sind. Da zu diesen Kriterien aber auch der freie Zugriff auf den Quellcode gehört, zahlt man dann in der Regel nicht (nur) für den reinen Quellcode, sondern für zusätzliche Dienstleistung rund um den eigentlichen Quellcode (z. B. sofort einsetzbare / ausführbare Version der Software zum Download oder auf einem Medium, zusätzliche Handbücher / Dokumentation, Anpassungen der Ursprungsversion, Implementierung, Wartung / Support usw.).
Neben Open-Source-Software gibt es noch folgende Ausprägungen im Bereich nicht-kommerzieller bzw. eingeschränkt kommerzieller Software, die oft schwer auseinanderzuhalten sind bzw. sich teilw. nur in Nuancen oder der verfolgten Intention unterscheiden: „Freeware“, „Freie Software“, „Gemeinfreie Software“, „Public Domain Software“, „Donationware“, „Shareware“, „Freemium“.
Voneinander abweichende Aspekte sind hierbei z. B. Kostensituation, Quellcode-Zugang, Umfang der Nutzungsrechte, Umfang der Nutzungspflichten/-bedingungen usw.
Vor- / Nachteile von Open-Source-Software (OSS) gegenüber kommerziellen Nutzungs- / Erwerbungsvarianten bzw. proprietärer Software
(mögliche) Pros |
Finanzielle und/oder kapazitative Vorteile: im Normalfall keine (oder sehr geringe) Anschaffungskosten bzw. kein oder wenig eigener Entwicklungsaufwand. |
Für bestimmte Einsatzzwecke u. U. mehr Auswahl / Angebot, als an kommerzieller, proprietärer Software. |
Geringere Abhängigkeit von Anbieterfirma wegen offener Quellcodes und des u. U. größeren Markts für die Softwarewartung. |
Kostenloser Support / Hilfestellung bei Problemen ggf. durch die entsprechende Community (Gemeinschaft der an der Software-Entwicklung Beteiligten). |
Verbesserte Zukunftssicherheit durch modularen Aufbau und Orientierung an offenen Standards sowie verbreiteten Plattformen. |
Je nach Verbreitung der entsprechenden Software und Engagement der Community sehr zuverlässig und sicher, da offener Quellcode dann schnelle Behebung von Fehlern und Sicherheitslücken ermöglicht. |
Durch offenen Quellcode spezifische und individuelle Anpassungen und Erweiterungen möglich (inhouse oder extern). |
(mögliche) Contras |
Für bestimmte Einsatzzwecke u. U. kein oder kaum Angebot / Auswahl (insbesondere mit deutschsprachiger Oberfläche). |
Bei reiner Nutzung von OSS an sich gibt es keine Gewährleistung oder dazu verpflichtete Supportansprechpartner u. dergl. |
Oft Linux-basiert und nicht auf Windows-Rechnern einsetzbar. |
Auch bei OSS kann es Lizenzvorgaben geben, die u. U. beachtet werden müssen. |
Kosteneinsparungen hängen von „Passgenauigkeit“ der Software für die eigenen Einsatzzwecke, u. U. von den Inhouse-Kompetenzen und -Kapazitäten, von Schulungs- und Supportbedarf usw. ab. |
Anwendungen ggf. weniger „schlüsselfertig“ und erprobt. U. U. nur Betaversion oder Projektcharakter. Ggf. häufige Updates bzw. Versionswechsel. |
U. U. schlechtere „Performance“ und geringerer Funktionsumfang als entsprechende kommerzielle Anwendungen. |
Wichtige Aspekte / Überlegungen bzgl. des Einsatzes von Open-Source-Software:
Wie ist die eigene Situation bzgl. Finanzen, Kompetenzen, Kapazitäten?
Wie verbreitet ist die entsprechende Software bereits?
Wie groß und aktiv ist die Community?
Gibt es entsprechende Mailinglisten, Gruppenforen, Austauschplattformen?
Gibt es eine Non-Profit-Organisation, die die Entwicklung / Community koordiniert und unterstützt?
Gibt es ggf. kommerzielle Dienstleister zu dieser OSS?
Geschäftsmodelle / Dienstleistungen für die Software-Nutzung
Michael Erndt: Geschäftsmodelle / Dienstleistungen für die Software-Nutzung (In: Erfolgreiches Management von Bibliotheken und Informationseinrichtungen, hrsg. von Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm • Prof. Dr. Konrad Umlauf, Hamburg: Dashöfer 2015, Abschn. 9.3.1.2)
Rund um die Nutzung von Software (aber auch Hardware) entwickelten und entwickeln sich nach wie vor verschiedenste Geschäftsmodelle und Dienstleistungen, die im Wesentlichen auf IT-Outsourcing und Cloud-Computing basieren.
Begriffsklärung: Cloud-Computing und IT-Outsourcing
Michael Erndt: Begriffsklärung: Cloud-Computing und IT-Outsourcing (In: Erfolgreiches Management von Bibliotheken und Informationseinrichtungen, hrsg. von Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm • Prof. Dr. Konrad Umlauf, Hamburg: Dashöfer 2015, Abschn. 9.3.1.2.1)
Cloud ComputingCloud-Computing bedeutet, dass benötigte IT-Ressourcen (Software, Speicher, Rechenleistung, Rechner, Server) nicht mehr selbst lokal in der eigenen Einrichtung / Organisation vor Ort bereitgestellt und administriert werden müssen, sondern diese IT-Ressourcen unabhängig vom eigentlichen Bereitstellungsort (oder mehreren, verteilten Bereitstellungsorten) über das Internet oder andere Netzwerke (privates Netzwerk, Firmennetzwerke…) von überall aus (bzw. von den Orten / Rechnern, von denen aus man dazu berechtigt ist) genutzt werden können.
Hierbei kann sich das Outsourcing in sämtliche IT-Bereiche erstrecken: Nutzung von Standardsoftware, Entwicklung von Individualsoftware, Nutzung von Speicherplatz, Nutzung von Rechner-/Server-Infrastruktur usw.
IT-OutsourcingHiermit ist gemeint, dass zur Gewährleistung eines funktionierenden internen IT-Betriebs (bzw. bestimmter Bereiche davon) nicht mehr eigene Kapazitäten und Kompetenzen (sprich, entsprechendes Personal) vorhanden sein müssen und/oder entsprechende Infrastruktur (Software, Hardware) nicht mehr selbst inhouse bereitgestellt werden muss, sondern dass man dafür auf Angebote externer Dienstleister zurückgreift.
Die sich technisch ständig weiterentwickelnden Cloud-Möglichkeiten erlauben immer neue Service-Angebote im Bereich IT-Outsourcing / Cloud-Computing: Software as a Service (SaaS), Platform as a Service (PaaS), Infrastructure as a Service (IaaS)…
→ XaaS / EaaS (Anything / Everything as a Service)
Software-Nutzung "On-Premises"
Michael Erndt: Software-Nutzung On-Premises (In: Erfolgreiches Management von Bibliotheken und Informationseinrichtungen, hrsg. von Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm • Prof. Dr. Konrad Umlauf, Hamburg: Dashöfer 2015, Abschn. 9.3.1.2.2)
„On the premises“ (engl): im Haus / vor Ort. Nutzung von Software basierend auf entsprechenden Nutzungsrechten bzw. Lizenzen auf eigener Infrastruktur (Arbeitsplatzrechner oder Server) oder anderweitiger Infrastruktur, die jedenfalls nicht auch vom Software-Anbieter bereitgestellt wird (z. B. Rechenzentrum der eigenen Organisation oder Server eines anderen Dienstleisters).
(mögliche) Vorteile |
Geringere Abhängigkeit vom Anbieter. |
Im Falle eigener Hardware-Infrastruktur u. U. höhere Datensicherheit, da Daten unter eigener Kontrolle liegen (bei entsprechenden Maßnahmen und Vorkehrungen). |
Software „existiert“ tatsächlich im eigenen Zugriffsbereich (Installation auf eigenen Rechnern / Servern) bzw. in einem Zugriffsbereich unabhängig vom Software-Anbieter (externe Serverfarm / Cloud-Anbieter). |
Oft mehr Möglichkeiten, die Anwendung zu individualisieren und auf spezifische Einsatzzwecke anzupassen. |
Ggf. Möglichkeiten, auf wichtige Daten zuzugreifen, auch ohne Internetverbindung. |
Je nach vertraglicher Ausgestaltung u. U. langfristig kosten-günstiger. Hängt allerdings von vielen Faktoren ab. |
(mögliche) Nachteile |
U. U. hohe Investitionskosten am Anfang und ggf. Folgekosten und personeller Aufwand für Updates/Upgrades. |
Finanzieller und personeller Aufwand für Eigenbetrieb der Hardware-Infrastruktur. |
Eigenverantwortlichkeit für Datensicherheit, Zugriffsschutz, Backup-Prozesse usw. |
Ggf. bestimmte Hardware-Voraussetzungen nötig für den Einsatz der Software. |
Software as a Service ("SaaS")
Michael Erndt: Software as a Service (SaaS) (In: Erfolgreiches Management von Bibliotheken und Informationseinrichtungen, hrsg. von Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm • Prof. Dr. Konrad Umlauf, Hamburg: Dashöfer 2015, Abschn. 9.3.1.2.3)
Basierend auf Cloud-Computing (siehe 9.3.1.2.1) wird Software nicht durch lokale Installation bzw. Installation auf einer Hardware-Infrastruktur, die unabhängig vom Software-Anbieter ist, genutzt, sondern der Software-Anbieter bietet die Nutzung der Software mittels Internetzugriff an. Die Software ist dabei auf der Hardware-Infrastruktur des Anbieters selbst installiert und wird dort ausgeführt. Es wird dabei also nicht nur die Software(-nutzung) als eigentliches Produkt angeboten, sondern ein Komplettservice, der auch die notwendige Hardware-Infrastruktur und notwendige Rahmenprozesse (Netzwerk- und Serveradministration, Zugriffsschutz, Datensicherheit, Backup-Routinen…) bereitstellt.
(mögliche) Vorteile |
Je nach vertraglicher Ausgestaltung, Nutzungsart- und dauer (vor allem bei kürzeren Nutzungszeiträumen) u. U. kostengünstiger. Hängt allerdings von vielen Faktoren ab. |
Kein Aufwand für Beschaffung, Einrichtung und Administration von geeigneter / notwendiger Hardware (Rechner, Server, Speicher). |
Leistungsfähigere und aktuellere (State-of-the-Art) Anwendungen auch ohne Aufwand für Upgrades / Updates. |
U. U. ist Datensicherheit besser gewährleistet als inhouse (z. B. bei Mangel an Kapazitäten und Kompetenzen). |
Zugriff auf Software / Daten unabhängig von Standort und Gerät (bei vorhandener Internetverbindung). |
Oft ist rasche und unkomplizierte Skalierbarkeit möglich (mehr Speicher, weitere Zugriffe / Accounts, Freischaltung zusätzlicher Funktionen / Module, …). |
Mehr bzw. höhere Rechenleistung nutzbar als u. U. bei Eigenanschaffung finanzierbar. |
(mögliche) Nachteile |
(Sensible) Daten sind nicht mehr komplett unter der eigenen Kontrolle. Entsprechende Prozesse, Vorkehrungen, Rahmen-bedingungen sind oft nicht transparent. |
Ggf. langfristige Abhängigkeiten vom Anbieter („Vendor lock-in“) |
Risikofaktoren: Wie ist die Supportqualität? Wie sind die Antwort- / Reaktionszeiten bei kritischen Problemen? Wie lange werden ältere Versionen supported? |
Langfristig meist kostenintensiver. Hängt allerdings von vielen Faktoren ab. |
Gefahr von (versteckten) nachträglichen Kosten (z. B. für Zusatzfunktionen, Daten-Dumps, Backup-Routinen, Speichererweiterung…). |
Oft weniger Möglichkeiten, die Anwendung zu individualisieren und auf spezifische Einsatzzwecke anzupassen. |
Abhängigkeit von stabiler und ausreichender Internetverbindung |
Dienstleistungen rund um Open-Source-Software
Michael Erndt: Dienstleistungen rund um Open-Source-Software (In: Erfolgreiches Management von Bibliotheken und Informationseinrichtungen, hrsg. von Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm • Prof. Dr. Konrad Umlauf, Hamburg: Dashöfer 2015, Abschn. 9.3.1.2.4)
Besondere Dienstleistungen und Services, Beratung, Support / Hilfestellung rund um Open-Source-Software werden (sowohl auf finanziell-kommerzieller Ebene, wie auch unentgeltlich) durch entsprechende kommerzielle Dienstleister (Service-Provider), Non-Profit-Organisationen, Clubs und Verbände und nicht zuletzt durch die Community der entsprechenden Software selbst (Gemeinschaft aller an der Entwicklung der Software Beteiligten) angeboten. Hier eine Aufzählung, die den Fokus auf kommerzielle Geschäftsmodelle / Service-Angebote im Bereich von Open-Source-Software (OSS) legt:
Anbieten von OSS in Form von „Software as a Service“.
Verkauf von Beratung, Support, Schulung, Handbücher.
Verkauf von Anpassungs- / Weiterentwicklungsarbeit ausgehend von einer vorhandenen OSS.
Verkauf von lauffähigen Versionen der Software (Service der Kompilierung und Paketierung der Software).
Verkauf von optionalen, proprietären Erweiterungen (Module, Plugins, Add-ons).
Verkauf von aufeinander abgestimmten einzelnen OSS-Komponenten als Paket.
Verkauf neuer Software, basierend auf Open-Source-Projekten bzw. Code-Schnipseln (oft problematisch im Hinblick auf die Lizenz der ursprünglichen OSS).
Einrichten, Organisieren und Koordinieren von Netzwerken, Verbänden, Konsortien zu bestimmten OSS-Produkten gegen einen Mitgliedsbeitrag o. ä., um dadurch Entwicklungsrichtung und -geschwindigkeit von Open-Source-Projekten zu beeinflussen / zu steuern.