Konrad Umlauf: Lebenszyklusanalyse (In: Erfolgreiches Management von Bibliotheken und Informationseinrichtungen, hrsg. von Prof. Dr. Konrad Umlauf • Prof. Cornelia Vonhof, Hamburg: Dashöfer 2019, Abschn. 3.3.3)
Die Lebenszyklusanalyse ist ein weiteres Instrument zur Analyse der internen Ressourcen; diese sind hier die Dienstleistungen und Produkte des Anbieters. Sie setzt auf der Beobachtung auf, dass Produkte am Markt hinsichtlich ihrer Produktionskosten, hinsichtlich des Preises und der Nachfrage einem Wandel unterliegen. Züge dieses Wandels lassen sich auch im kulturellen Feld beobachten und dort mit Kategorien wie avantgardistisch, modisch, middle of the road oder altmodisch beschreiben. Zentrale Kriterien der Lebenszyklusanalyse für privatwirtschaftliche Produkte sind Umsatz und Gewinn. Dem Umsatz entsprechen bei Bibliotheken Nutzungszahlen (Ausleihen, Downloads, Präsenznutzungen). Der Gewinn hat hier keine Entsprechung. Man könnte an die Relation zwischen Aufwand und Nutzung denken; aber diese Relation ist je produkt- bzw. dienstleistungsspezifisch. Das Schaubild zeigt den üblichen Verlauf eines Lebenszyklus und nennt dazu die Merkmale der Phasen, ferner typische bibliothekarische Dienstleistungen, wie sie sich für eine durchschnittliche Bibliothek in 2013 darstellen.
Abbildung: Lebenszyklusanalyse und ihre Phasen mit Merkmalen auf kommerziellen Märkten und bei bibliothekarischen Dienstleistungen (© K. Umlauf)Die Lebenszyklusanalyse dient dazu, Wachstumschancen jedes Produkts abzuschätzen. Jedes Produkt wird einer Phase zugeordnet. Das Management entscheidet auf Basis der Lebenszyklusanalyse,
ob neue Produkte entwickelt werden sollen,
welche Produkte bzw. Dienstleistungen relauncht bzw. variiert werden sollen, um die Reifephase zu verlängern,
welche Produkte eingestellt werden sollen, weil der Umsatz unattraktiv geworden ist und der Gewinn gegen Null geht.
Insgesamt ist eine gute Mischung in Bezug auf die Verteilung der Produkte und Dienstleistungen auf die Lebenszyklus-Phasen Erfolg versprechender als die Konzentration vieler Produkte auf eine Phase.
Verbreitet in Bibliotheken ist, Dienstleistungen, die sich in der Rückgangsphase befinden, zu spät aus dem Dienstleistungskatalog herauszunehmen. Unter Marketing-Gesichtspunkten ist es klug, nicht nur neue Produkte besonders zu bewerben, sondern im Zusammenhang damit die Einstellung veralteter Angebote anzukündigen. Dann hat man Argumente, um allfälligen Beschwerden über eingestellte Dienstleistungen zu begegnen. Bei Beständen handelt es sich z.T. nicht um eine vollständige Einstellung des Angebots – d.h. um Deakquisition –, sondern um die Herausnahme aus der Freihand. Oder das Angebot wird durch ein innovatives Angebot mit derselben Funktion ersetzt, z.B. der OPAC wird durch einen Discovery-and-Delivery-Service ersetzt, aber die alte OPAC-Oberfläche wird noch vorübergehend angeboten.