Hans-Christoph Hobohm: Operatives Management (In: Erfolgreiches Management von Bibliotheken und
Informationseinrichtungen, hrsg. von Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm • Prof. Dr. Konrad Umlauf, Hamburg: Dashöfer 2011, Abschn. 3.9)
Literatur und Buchhandlungen sind
voll von strategischen Anleitungen zu Marketing und Zielfindungen. Management by
objectives, totale Qualität und nachhaltige Kundenbindungen sind weitgesteckte Ziele
des Managements. Sicherlich war es nicht ganz einfach, den Alltag der
Bibliotheksverwaltung bewältigen zu können nach einer langen Phase rein funktionalen
Bibliothekshandelns auch strategische Komponenten und abstrakt wirtschaftliches
Denken in den Alltag der Bibliotheksverwaltung einziehen zu lassen. Dennoch ist es
wichtig, gerade diesen Alltag auch kurzfristig bewältigen zu können. Viele
„operative Managementtechniken“ sind gebunden an andere Themenfelder wie
Finanzverwaltung oder Personalmanagement. Selbst das Controlling bewahrt viele Züge
seines ursprünglich operativen Charakters wie ja Leistungsmessung und
Kennzahlenmanagement immer auch direkt in den Managementalltag wirken – und sei es
in den regelmäßigen Mitarbeitergesprächen und Zielvereinbarungen.
Es bleiben jedoch eine ganze Reihe von sehr konkreten Management
Überlegungen, die, allein um nicht in Vergessenheit zu geraten, doch wieder erwähnt
werden sollten. So schwierig die strategische Komponente der Produktion und des
Angebots von Informations- und Bildungsdienstleistungen auch ist (bzw. geworden
ist), so sehr hat sicher dieser Bereich auch immer schon mit einem großen Anteil
operativer und serieller Tätigkeiten zu tun gehabt. Es handelt sich eben nicht – wie
z.B. bei einer Bauunternehmung oder auch einer Werbeagentur – darum, den jeweils
neuen Auftrag auf Zieladäquatheit und Stärken- und Schwächen einzuschätzen.
Zieldefinitionen und Auftragsformulierungen sind wie häufig im Non-Profit-Bereich
langfristiger, ja „zählebiger“: die einmal investierten Mühen der Zielfindung werden
erfahrungsgemäß tendenziell nicht so schnell wieder in Frage gestellt, obwohl dies
gerade bei der jetzigen Dynamik des Informations- und Bildungsmarktes besonders
erstrebenswert wäre.
Bei den meisten Informations- und Bildungsdienstleistungen handelt es
sich um hochgradig serielle Produkte, deren Marketingkonzeption zu aufwendig ist, um
laufend in Frage gestellt zu werden. Insofern ist der prozessuale Charakter ihrer
Erstellung schon immer in den Vordergrund getreten. Im Bildungsbereich äußert sich
das durch intensive Curriculum- und Lehrplandiskussionen und im Informationsbereich
durch den hohen Stellenwert formaler Aspekte z.B. der Erschließung aber auch des
Geschäftsgangs.
Eine gesunde Mischung zwischen strategischem Denken und operativem
Handeln – zwischen Kundenorientierung und operativem Perfektionismus täte in vielen
Fällen gut. Es bleibt zu hoffen, dass es nach einer Zeit des Aufholens strategischer
Defizite gerade im Bibliotheksbereich zu einem frischen Blick auf das alltägliche
Tun kommt. Ganz im Sinne von Mark Twain, der gesagt haben soll: „Kaum verloren wir
das Ziel aus den Augen, verdoppelten wir unsere Anstrengungen.“